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Musika 77
"Brave You Free May"
Format: CD
 
Mi Amante 12
Release Date: November 3, 2006
Johann Krantz agiert sehr geschickt in seiner Außendarstellung. Er macht fast nichts. Vermutlich ist ihm die entmystifizierte Postmoderne nicht das liebste Zuhause. Vermutlich ist er sich der Tatsache bewusst, dass es die immer und überall abrufbare Information zu allem und jedem ist, die immer und überall abrufbare Information zu viel zu vielen Dingen, die die letzten Mysterien aus der Postmoderne herausfrisst. Johann Krantz ist kein Kind der Kommunikationsgesellschaft. Johann Krantz arbeitet mit seiner Band Musika 77 an der Restaurierung schlafender Mysterien. Er geht sehr behutsam dabei vor. Vermutlich ist es ihm gar nicht Recht, wenn man an einer Stelle wie dieser zu viele Worte darüber verliert. Es soll hier auch nur darum gehen, ganz vorsichtig auf die wundervolle Restaurierung schlafender Mysterien hinzuweisen, die aus seinem aktuellen Album "Brave You Free May" ein ewiges Rätsel macht. Johann Krantz hat ganze Arbeit geleistet. Jeder Versuch der deskriptiven Annäherung, die behauptete Übersetzung von Americana und Slowcore in ein Gewand aus typisierten nordischen Harmonien beispielsweise, die Einarbeitung von verdüsterten Jazz-Mustern, die Verlinkung mit Jason Molina, Low, Karate oder Slowdive - all das versinkt bedeutungslos in der enigmatischen Dichte dieses barocken und doch so unaufdringlichen Albums. Wir möchten es dennoch gerne den Arbeiten von Antony zur Seite stellen, nicht nur weil Johann mitunter ganz ähnlich zart und flehend intoniert, nicht nur, weil auch hier die Instrumentierung manches Mal ganz tradierte Arrangements aufgreift, nein, weil es sich an ähnlich ungreifbaren Mysterien abarbeitet.
 
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Brave You Free May arrives with power restrained, like the onset of an avalanche. Eight bittersweet songs aching with memories past, holding promise for the future. An album full of stories, of bittersweet tales of life. A record about letting go, about moving on, about death and loss. About truth.
 
An album of conflicts and extremes; light comes from darkness, silence explodes, sadness becomes uplifting. An album of movement through time and space, sounds from the basement and the opera house. Sparse passages lead to lush arrangements and mountains of sound. Simplicity shakes sophistication by the hand, then gently rips off its arm.
 
Think of Low with Jason Molina, Daniel Johnston and Josh Groban, Twisted Sister on gospel, Lou Barlow at the musicals. First the power of silence and the strength of restraint, then the music breaks free. This is the sound of honesty and integrity. This is the beauty of Musika 77. Come along, Brave You Free May.
 
Musika 77 is the Swedish 3-piece led by singersongwriter Johann Krantz. Brave You Free May is their sophomore release, following their 2003 debut; Seek Ye First The Kingdom Of Music 77. Recorded with friends in a self-built studio in Gothenburg during late 2005 and early 2006, the recordings were free and fast. Rehearsals were kept to a minimum, first-take recordings were preferred, capturing the moment the songs came to life.
 
A 3-piece at it’s core; Therese (piano, vocals) and Jimmy (drums) in addition to Johann’s vocal and guitar - in the live setting, everything from a threepiece rock ‘n’ roll constellation to a small scale orchestra is possible.
 
 
reviews Bewegungsmelder
Vorsicht, Suchtgefahr. Johann Krantz aka Musika 77 berauscht. Und um seine Songs wirken zu lassen, lässt er sich Zeit, sehr viel Zeit. Schnell wiederum schlägt er den Hörer mit seinen Songs in einen Bann, der - obwohl so zart wie ein Spinnennetz, das einem vom noch warmen Sommerwind getragen, über das Gesicht streift - so schnell nicht verfliegt. Man mag nicht loslassen, ist schnell bezaubert, spontan verliebt oder den Tränen nah. Und das ganz ohne Larmoyanz oder süße Triefigkeit. Musika 77 spielen sich einem vehement in Herz und Ohr. Trotzdem verlangt ihre Musik Aufmerksamkeit, nicht wegen ihrer Komplexität, sondern weil ihr eine besondere Kraft innewohnt. Bitte zweimal kaufen, einmal für sich und einmal für die Person, mit der man es gut meint.
9/10 (Henning Lühr)
 
Blueprint Fanzine
Reduktion wird hier groß geschrieben. Die sparsamen Töne lassen Platz für die Nicht-Töne. Ein Prinzip, das auch SAVOY GRAND verinnerlicht haben. Durch diesen Effekt sind die leisen Passagen noch nackter, während die volle Instrumentierung (meint hier auch immer einen entfernten Folk-Hintergrund) mit einer ehrfürchtigen Wucht daher kommt. Dieses Wechselspiel zwischen ruhig und entfesselt sollte aber nicht verwechselt werden mit den Sound-Kapriolen der Meister dieses Fachs, MOGWAI, denn was bei jenen das Feedback-Inferno ist, baut sich hier mit rastlosen Streichern und klagenden Bläsern auf. Im Gegensatz dazu braucht es manchmal nur die pure Stimme von Johann Krantz und Therese Engström, um eine sakrale Intimität zu erzeugen. Dabei beginnen die Songs überwiegend reduziert, „Staling, postcard“ zum Beispiel. Da ist zunächst nur die verhallte Stimme von Johann Krantz, die im nächsten Moment unvermittelt nebst Gitarren-Pickings direkt neben dir auf dem Sofa zu sitzen scheint, nur um dir einige Takte später den Boden unter den Füßen streitig zu machen. Oder „May, a magpie, the softest feet“, der beste Song von „Brave you free may“, sollte man sich entscheiden müssen. Fängt genauso verhalten an und baut sich zu einer mächtigen Schönheit auf. Erhabenheit ist dann wohl das richtige Wort, um die Musik von MUSIKA 77 zu umschreiben. Und mit acht Songs hat „Brave you free may“ auch genau die richtige Länge. Der Hörer wird nicht überfrachtet, sondern hat genügend Muße, sich von jedem einzelnen Song warm einwickeln zu lassen. Wenn es dann noch einen Vergleich bedarf, so kann man uneingeschränkt auf LOW verweisen. Damit wäre alles gesagt.
9/10
 
De:Bug
Schönes Cover. Der Nadelwald sagt uns guten Tag. Sonnenstrahlen scheinen durch, aber eben nur durch. Laubbedeckter Boden könnte derzeit natürlich dann auch gleich den Herbstspaziergang gedanklich entstehen lassen. Warum eigentlich nicht? Denn Musika 77, im Grunde das Kind von Johann Krantz, machen keine Musik für fröhliche Strandtage. Dafür gibt es hier zuviel Moll, Geige und dramatisierenden Gesang, der manchmal etwas in Heulerische à la Jason Molina kippt. Aber Musika 77 heulen ja eben auch, und zwar auf die schöne Art, etwa bei „Llanvair Llew“. OK, Herbstmusik. Jetzt ist es raus.
 
Exit Music
Musika 77 liefern die Untermalung für herbstliche Träume in grauem Nebel.
"Ein ewiges Rätsel", "Restaurierung schlafender Mysterien" - der Werbetext zum Album ist voller esoterischer Beschreibungen, die man belächelt - bis man reinhört und merkt, dass alles noch viel besser ist. Musika 77 aus Schweden machen oft ruhige, manchmal ausbrechende, immer aber epische Musik - Breitband-LoFi, sozusagen. Die Songs beginnen meist minimalistisch, mit ein wenig Gitarrengezupfe, ein bisschen Geklimper auf dem Piano, einem Streicheln der Trommeln - und steigern sich immer wieder und ergreifen, vor allem mit der klagenden Stimme, die ab und zu untermalt wird von Wänden aus Gitarre, Klavier, Streichern, Schlagzeug, und abwechselt mit einem weiblichen Pendant, und dabei immer von einer melancholischen Poesie erfüllt ist, mit der man den Herbst gerne eröffnen mag; dieses Jahr und jedes Jahr.
Es ist Musik für die kühle und graue Jahreszeit, entsprechend dem Herkunftsland. Musika 77 entsprechen dem Klischee der zu Depressionen neigenden Nordländer, und vertonen dies so packend wie wenige andere Bands. Schweden ist nicht nur die Heimat von heissen Rock’n’Roll oder Punk-Combos wie Mando Diao, Backyard Babies oder Millencolin, sondern auch von vielen Musikern, die schöne leise Musik (siehe auch Duke Special und Boy Omega) machen - wie nennt man das nur? Quiet is the new loud? Indie-Pop? Silence? Alternative Folk? Singer-Songwriter? Die „Übersetzung von Americana und Slowcore in ein Gewand aus typisierten nordischen Harmonien“, schlägt der Pressetext vor – sicherlich keine schlechte Beschreibung. Die Lieder sind immer, egal wie viele Instrumente zu hören sind, sehr dicht, und die Stimme allein ist schon raumfüllend. Die ganze Instrumentierung dient so vor allen Dingen der Verzierung und Dekoration, und eine A capella-Performance des Sängers würde bestimmt ebenso verzaubern. So verbleibt man nach dem Verhallen des letzten Tones noch einen Moment in der schwermütigen Umhüllung, die Musika 77 einem überstülpt, bis man sicher ist, dass diese wunderschöne CD schon fertig ist. (Lukas Meyer-Marsilius)
5/5
 
Intro
Wenn Johann Krantz zu singen beginnt, wird der Hörer erst mal erschlagen. So viel Hingabe und Emotion erahnt man als unbedarfter Konsument doch nicht. Das ist härter als Tiger Lou oder der Coldplay-Typ, hat eine anschlussfähigere Atmosphäre als Mark Hollis. Und auch die Songs sind dieser Gesang gewordenen Traurigkeit ganz und gar untergeordnet. Sie sind ruhig, und ihre Folk-Arrangements sind im Laufe eines einzigen Stückes manchmal so vielseitig, dass die einzelnen Teile fast nicht zueinander zu passen scheinen. Dabei haben die drei Schweden von Musika 77 ganz offensichtlich jedes musikalische Element dreimal durchdacht, bevor sie es in einem ihrer acht Lieder zuließen. Musik wie diese passt nicht so einfach in eine Zeit, in der die Veröffentlichungen wie Nummern an einem vorbeirauschen. Sie braucht Geduld, und sie braucht Muße. Sie ist atmosphärisch manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu überdeutlich, als dass ich sie für mich emotional wirklich zulassen möchte. Jedenfalls kommt sie auf „Brave You Free May“ nicht ganz an den von mir hoch verehrten, noch als Music 77 veröffentlichten Vorgänger „Seek Ye First The Kingdom Of ...“ heran. Trotzdem ist die Musik von Musika 77 so entschieden wie sonst kaum etwas. Sie lässt die Idee von klassischer Songstruktur fahren zugunsten einer einzigen Stimmung in Tönen. Einer traurigen Stimmung. Die einen bei aller Melancholie aber nie allein lassen würde. So was heißt trösten. (Christian Steinbrink)
 
Music Scan
Wenn man den beiliegenden Promozettel liest, will man die Platte eigentlich gar nicht erst in den Player legen. Doch das wäre im Falle von Musika 77 um den Songschreiber Johann Krantz ein ärgerliches Missgeschick. Verstecken sich auf seinem Album doch einige sehr feine, stimmige und atmosphärische Songs. Irgendwo im weiten Spannungsfeld aus klassischem Singer/Songwriter-Gestus, Country, Pop und ein bisschen Indie-Sozialisation hat sich der Herr Krantz ein gemütliches Plätzchen gesucht, das ihm – zumindest in Schweden – keiner so schnell streitig machen wird. Die Platte fängt mit herrlich melancholischen und gleichsam verspielten „Llanvair Llew“ und dem nicht minder durchdachten „Staling, Postcard“ sehr stark an und lässt gegen Ende jedoch ein wenig nach. Denn an die Intensität und Dringlichkeit der ersten Songs kommt man im Verlauf des Albums leider nicht mehr ran. Doch auch in den reduzierteren und klassischer angelegten Songs wird deutlich, dass hier jemand beim Songschreiben aufgepasst hat. Auch wenn die Platte bisweilen aufgrund einer fehlenden eigenen musikalischen Identität hinkt, wie dies nicht gerade selten bei schwedischen beziehungsweise skandinavischen Bands aus dem popmusikalischen Bereich der Fall ist, so entwickelt Johann Krantz doch immer wieder sehr schön warme und intime Stimmungen, die stets von einer gewissen Nachdenklichkeit geprägt sind und letztlich doch immer zu überzeugen wissen. Für Hobby-Melancholiker und Singer/Songwriter-Nerds sicherlich eine sehr lohnenswerte Sache. (Matthias)
7,5/10
 
Noize.cc
Ihr sucht nach einer musikalischen Kombination aus Radiohead und Sigur Ros? Dann herzlich willkommen in der Welt von Musika 77. Da treffen getragene Orchesterklänge auf mehrstimmige Chöre. Kopfhörermusik ist das. Für endlose Wanderungen durch die Nacht. Zu dieser Musik erscheint einem das Schimmern der Straßenlaternen, wie ein Licht am Ende des Tunnels.
„Brave You Free May“ ist eine Herbstplatte geworden. Keine Frage. Sie wirft dem Hörer dabei aber keine Bonbons vor die Füße, nur damit er sich ihr nähert. Sie ist eine Blume, tief versteckt unter Schichten aus Schnee. Man muss sich sehr viel Zeit nehmen, um sie zu befreien. Man muss diesen ausufernden Klängen die Chance geben, sich zu entfalten. Genau dann machen sie nämlich den Kopf frei und erlösen einen von dem oft erdrückenden Alltagsstress, der sich um einen herum aufbäumt.
Auf ihre Weise machen Musika 77 die schönste Musik der Welt. Man muss sich nur noch die richtigen Momente dazu suchen.
(Alexander Nickel-Hopfengart)
 
Nordische-Musik.de
Album des Monats
Der Herbst, dieser miesepetrige Vorbote winterlicher Melancholie mit seinen kalten Winden, seinen Laub- und Kastanienattacken, seinen dicken Jacken, warmen Rollkragenpullis und schiefen Wetterlagen. Und dieser Mann, seine Akustikgitarre und sein spröder Weltschmerz. Es könnte nicht hoffnungsloser sein.
Verblichen sind die Tage der sonnigen Exzesse, und man darf zweifeln, ob Johann Krantz sie jemals gesehen hat. Denn er bringt auf seinem zweiten Album Stimmungen und Gesänge zum Klingen, die erschaudern lassen: entschleunigter Singsang mit scheuer Inwendigkeit und erschreckend kalte Kleinode folkloristischer Prägung – eingespielt mit nur zwei engen Freunden in einem selbstgezimmerten Studio in Göteborg. Nur selten entlädt sich zitternde Emotion in aufbrausendem Zwiegesang oder sprühenden Geigenfunken, bevor düstere Themen wieder schwermütig den Songs die Luft zum Atmen entsaugen. Es ist die Aura des Unperfekten, der Ungeschminktheit und intimen Zeitlosigkeit, die dem Hörer Fesseln anlegt, von denen er sich an manchen Herbsttagen wohl nie wieder befreien wird. (Markus Wiludda)
 
OX Fanzine
Mittlerweile muss man aufpassen, was man sagt. Schließlich ist momentan beinahe jeder dritte Musiker als Singer/Songwriter unterwegs, da reagiert man beinahe reflexartig, wenn man auf ein Album stößt, das ein Mensch aus Skandinavien aufgenommen hat und das etwas ruhiger ist. Viele klingen einfach zu gleich oder zu belanglos, da mag man schon gar nicht mehr hinhören. Dies hier wäre mir fast durchgegangen, und das wäre nicht gut gewesen. Ich nehme mal an, Johann Krantz aus Norwegen steckt hier alleine hinter, auch wenn er live mit Band unterwegs ist, und deshalb stecke ich ihn ohne schlechtes Gewissen in oben genanntes Genre. Was ihn aber von vielen anderen unterscheidet, ist, dass er sich selbst nicht in den Mittelpunkt rückt und man nicht das Gefühl hat, hier lebe einer sein Geltungsbedürfnis aus oder lasse uns überflüssigerweise an seinem Selbstfindungstrip teilhaben.
Sicher, pathetisch und etwas selbstmitleidig klingt das Ganze, hat zudem die typischen Zutaten, dennoch ist dort etwas, das mich MUSIKA 77 zu meinem persönlichen Favoriten in dieser Liga erheben lässt. Vielleicht ist es die weibliche Zweitstimme, die unkitschigen Streicher, das herrlich ein- lullende, beinahe unverschämt zurückhaltende Tempo, oder vielleicht auch nur der Umstand, dass Herr Krantz auf allzu deutliche Country-Einflüsse verzichtet. So kann man sich bei Vergleichen getrost eher in Richtung DECIBULLY oder CZARS orientieren, es also als ein etwas extravagantes Indie- Album ansehen. Und deshalb ist mir ein Album wie "Brave You Free May" auch viel lieber als so manch anderes. (38:32) (8/10) Christian Meiners
 
Popfrontal.de
Blatt für Blatt tastet sich der Besucher auf ihrer Website vor. Eine schöne Idee, dieses optische Stilmittel Buchform. Mit Blättern – allerdings in Form von tonnenweise Herbstlaub – geht es im Album-Artwork gleich weiter. Mehr Schatten denn Licht. Am Ende gar nur noch reines, entblättertes eben, Gestrüpp. So ähnlich muss sich der Hörer die Musik auf "Brave You Free May" gefühlt vorstellen. Reduziert auf das Notwendigste. Entbehrend puristisch. Freigelegt bis auf die Knochenhaut. Kein Gramm zu viel stört da. Was das Nervenkostüm angeht, scheint aller Schutz nur noch fragmentarisch vorhanden. Zwischendrin fährt mitten im Song das Band eines Anrufbeantworters vor und wieder zurück. Wie Stimmenfetzen aus einer Dimension der Mysterien. In kleinster Besetzung (Gitarre, Piano, Schlagzeug, Gesang) erzeugen Musika 77 eine Intensität, die mal an die Tindersticks oder einen Keith Caputo in seinen düstersten Phasen erinnert. Mal so zart und behutsam, dass ein Saitenriss wie eine Peitsche wirken würde. Dann wieder hallt es wie in einem Kirchenschiff. Am Anfang aber auch voller enervierender Intensität, dass auch der letzte Rest Grün sich langsam verabschiedet. "Brave You May Free" ist eines sicher: tiefer Herbst. Die Zeit der dicken Bücher und mitunter schwer begreiflichen Schönheit. Ab Mitte November sind Musika 77 auf Tour - präsentiert von POP FRONTAL! (mk)
 
Purerock.de
Der Wind wird kälter, die Menschen unfreundlicher, die Musik grauer. Es wird Herbst.
Als ob ihre Musik an sich (dahingehend) nicht schon eine deutliche Sprache sprechen würde weisen sie auch auf ihrem (schönen) Plattencover durch die Bäume, die keine Blätter und kein grün mehr tragen darauf hin: Musika 77 wollen im Kalten, im Dunklen gehört werden.
Es ist Musik aus Skandinavien, genauer gesagt aus Norwegen, und genauso wie unsere Klischeevorstellung davon ist klingt sie auch. Es ist eine tief im Schwermut verwurzelte, weite und schwebende Musik.
Der tolle Anfang mit dem sicher tiefgründigen Namen Llanvair Llew stampft in vorsichtigen Schritten über den raschelnden, leisen Schnee eines Hügels, es geht hinauf und hinaus, hinein in einen Wald wo der Schall Fläche für Rückwurf findet, sich aufbäumt und in klagenden crescendi tönt bis wieder die Schneewüste erreicht wird und sich alles in unendlicher Stille hingibt.
Dass ist manchmal Sigur Ròs gar nicht unähnlich, nur noch mehr in dieser kalten Welt verwurzelt als im Feenreich.
Nicht immer klingt Brave You Free May so gut wie der Opener oder das herrliche etwas folkige Kellynch, nein es gibt in den Schneelandschaften, einmal in ihrer ruhigen Magie gefangen, auch durchaus Längen die zu überwinden langweilig und ermüdend sein kann. Auch geht es manchmal gar kitschig und fast pastoral kirchlich zu, dann aber wieder ist das Trio um den melancholischen Kopf Johann Krantz gut und groß und metaphysisch fordernd. Mut Du Frei Vielleicht.
Unsicher ist sicher.
Willkommen Herbst, ich mag dich wie ein eingebildeter Kranker sein Gebrechen.
 
Rote Raupe.de
ein zauber von einem album. ich glaube bis jetzt noch nicht so recht, dass ich diese musik tatsächlich gehört habe. jedes mal wenn ich dieses album höre läuft sie durch meinen ganzen körper und lässt mich vor lauter freude über diese musik innerlich luftsprünge machen. dabei ist "brave the free may" bei weitem keine fröhliche platte.
zerbrechlich breitet sich die musik vor dem hörer aus. so zerbrechlich, dass man sie (wäre man ein böser mensch) ohne weiteres zertreten könnte. da wir das aber sicher nicht sind und auch sofort unser herz an diese platte verloren haben, werden wir sie so behandeln wie sie es verdient.
aus der stille eines raumes dringen sachte gespielte töne durch die zeit und treffen auf den hörer. das gerüst bildet eine zärtlich gespielte gitarre und ein stimme die zwar kräftig ist, aber dennoch jeden moment zu verschwinden droht. in dem raum steht ein großer holztisch, um den sich abends die familie versammelt und miteinander redet. (gibt es so etwas noch?) heute haben sich jedoch "musika77" dort versammelt um ihre version der langsamen und verträumten musik zu spielen. neben dem knisternden kamin stehen eine geige und ein trompete, intonieren ihre töne zu rechten zeit und untermalen die lieder mit viel wärme.
außerhalb ihres refugiums tobt ein schlimmer sturm. bäume knicken wie streichhölzer, tiere fliehen und überall stimmen von menschen die ihre belanglosigkeiten in den wind streuen, so dass sie jeder mitbekommt. es ist ein massiver überfluss an informationen, die im grunde so unnütz, wie sie zahlreich sind. immer wenn dieser sturm an kraft gewinnt, scheint auch die musik in dem raum an kraft zu gewinnen. sie bäumt sich auf und wird von takt zu takt mächtiger. die stille scheint vergessen. jedes instrument holt die lautesten töne aus sich hervor und versucht dem sturm entgegenzuwirken. ein ungeheuerer wechsel den "musik77" da immer wieder vollziehen. doch so schnell wie er kam, so schnell verschwindet er auch wieder. filigrane ruhe tritt wieder ein und fesselt den hörer mal um mal. dieser wechsel ist erstaunlich, so wie die ganze musik auf diesem album. einfach und doch erhaben steht sie weit ab von jeglichen genres und bildet ihre eigene kleine welt, in der man sich sehr wohl fühlen kann.
lieber hörer. bitte halte deine hand über diese musik. sie muss zwar eigentlich nicht beschütz, dafür aber unbedingt gehört werden.
 
Sellfish.de
Manchmal ist es so einfach. Geht es doch bei bestimmten Alben nicht um all die Details, sondern einfach „nur“ um das große Ganze. Entschieden wird nicht nach Produktion oder Tanzflächentauglichkeit, gesucht wird nicht nach besonders progressiven Momenten oder dem next big thing, es geht schlichtweg darum, ob es berührt oder nicht. Musika 77 berührt – soviel steht nach dem eingängigen Studium von „Brave You Free May“ fest.
Ob es die große Masse berühren kann, ist dabei eine ganz andere Frage. Denn mit behutsamen Indiefolk und feinem Slowcore geht man als Musiker sicher nicht den einfachsten Weg. Viele werden sich gelangweilt abwenden und in Frage stellen, ob so was auf Band gepresst werden muss. Andere werden nach einer Anlaufphase die Arme nach oben reißen und Musika 77 auf den Thron der neuen Langsamkeit heben. Johann Krantz und seine Mitstreiter schaffen den Spagat: Gerade zu minimalistisch auf dem Boden zu bleiben und gleichzeitig orchestral nach dem Himmel zu greifen. Eben noch sitzt der junge Mann klagend an deinem Küchentisch und hangelt sich mit einer verstimmten Akustikgitarre durch einen Song, bis er sich und seine Zuhörer plötzlich in einen Orchestergraben katapultiert und ganz andere Seiten aufzieht („Mountain, Rhine, Ball“). Dann hagelt es Pauken und Trompeten und bevor man sich versieht, sitzt man schon wieder ganz wo anders. Auf einem verschneiten Berggipfel vielleicht. Wie in einem kaputten, aber guten Film. Zurück in der Realität, geht man mit dieser etwas anderen Herbstdepression direkt zum Psychiater. Martin Gustafsson (Boy Omega) kommt gerade aus dem Behandlungszimmer, im Wartezimmer sitzt bereits sein Bruder Daniel (The Book of Daniel) und Conor Oberst (Bright Eyes) war laut Gästebuch auch schon mal hier. Der Witz ist: einen behandelnden Arzt gibt es hier nicht. Selbsttherapie durch Musik lautet die Devise und die könnte aufgehen. Wie einem das Herz aufgeht, wenn sich bei „May, a Magpie, the Softest Feet“ nach schier endlosen dreieinhalb Minuten all die gefühlte Trauer in einem wunderschönen Kanon auflöst. Was hier mit bedrohlichen Streichern, heruntergebügelter Stimme, ein paar Bläsereinlagen, präzisem Schlagzeug und spröden Gitarren passiert, ist fast schon ein wenig unheimlich. Das klingt alles so nah und so traurig schön, dass man Angst hat, es könnte sich nur um einen Traum handeln. Auch auf die Gefahr hin sich zu wiederholen: das hier ist ein schüchternes Stück Musik, das Zeit braucht. Vielleicht sogar ein wenig Pflege zu Beginn. Aber ist der Patient erst mal wieder auf den Beinen, ist seine Kraft scheinbar unendlich.
8/10 (Sebastian Gloser)
 
Spex
Ein Männlein steht im Walde und ist dort als melancholisches Wesen gut aufgehoben, schließlich ist es Herbst. Jene Jahreszeit, die erfunden wurde, um traurigen Skandinaviern eine Projektionsfläche für ihr schattiges Gefühlsleben zu bieten. Wald und Herbst also. Beide zusammen posieren auf dem Cover des zweiten Musika 77-Albums in trauter Zweisamkeit. Ein letzter Sonnenstrahl fällt durch die nur noch spärlich belaubten Baumkronen. Ein letzter Hoffnungsschimmer? Auf der Rückseite des Tonträgers sieht das schon anders aus: Ein einzelner Baum streckt vor dunkler Kulisse seine nackten Zweige in bester »Blair Witch«-Manier dem Betrachter entgegen. Die CD selbst kommt gar in lichtschluckendem Schwarz daher. Hoffnung ist hier fehl am Platz.
Die Person, die es an diesen zwielichtigen Ort verschlagen hat, heißt Johann Krantz und macht unter dem Namen Musika 77 mit zwei schwedischen Landsleuten tieftraurige Musik. Das zentrale Element ist dabei Krantz' klagende Stimme, die irgendwo zwischen Aereogrammes Craig B, Antony (And The Johnsons) und einem gut geölten Cello einzuordnen ist. Bei fast sämtlichen Songs von »Brave You Free May« steht diese Stimme zunächst allein da. Sie singt über leise Gitarrenklänge oder über einen verhaltenen Schlagzeugbeat. Mitunter herrscht gespenstische Stille. Wann genau die Instrumente einsetzen, kann man nicht immer sagen. Die Orientierung schwindet schnell, in diesem ebenso homogenen wie dunklen Album. Plötzlich sind sie da, die Streicher und Bläser, und bringen etwas Licht. Genau diese unmerklichen Wechsel sorgen dafür, dass man auf Albumlänge zwischen Hoffen und Bangen gefangen bleibt. Bis man schließlich während des letzten Songs im Hintergrund den Regen an die Fensterscheiben trommeln hört. Erst jetzt weiß man die Band in Sicherheit. Sie haben ein Dach über dem Kopf. Im Wald. Ganz so trostlos kann es da draußen also doch nicht sein.
Jan von Postel
 
thedanceofdays.org
If I had to decide from the artwork alone which style of music this artist is playing I'd have many options. Judging from the artwork alone this could be a random scandinavian black metal band or some "back to nature" act such as Blumfeld or Kante. All wrong, but at least I was right about scandinavia as Musika 77 hail from Vimmerby, Sweden.
The music is slow, atmospheric and sad. Musika 77 got compared to acts such as Jason Molina, Low or Slowdive. Honestly these comparisons are hard to dismiss. Johann Krantz's falsetto vocals remind me of a cross between Björn Kleinhenz and Antony of Antony & the Johnsons. This really good three-piece will be on tour in Germany, Austria and Switzerland in November and December 2006. Don't miss another great indie, folk, singer-songwriter act from Sweden! (th)
 
Trust
Ich weiß gar nicht, inwieweit ich diese Platte empfehlen sollte. Musika 77 sind nämlich ganz schön konsequent, wenn es darum geht, das große Leiden an der Welt zu vertonen.
Der Weltschmerz als literarisches Phänomen habe zwar bereits im späten 19. Jahrhundert ausgedient, aber hier ist er in Bestform.
Low mit einem Morrissey-Verehrer am Mikrophon wären wohl am ehesten als Referenz heranzuziehen.
Auch die hier sind ein kleines bisschen auf der ländlichen Seite der Dinge, singen gern, zumindest aber häufig im Duett (bei dieser Leidensgeste weiß man ja nicht, ob sie irgendetwas gern tun) und verstehen es, per Dynamik und delikater Arrangements große Gefühle zu vertonen.
Musik für jene Stunden, in denen man aus dem Gröbsten raus ist, aber immer noch gern ein wenig in Selbstmitleid schwelgt – in anderen Worten: Uff, ist das schön! (stone)
 
track listing 1. Llanvair Llew
2. Mountain, Rhine, Ball
3. Staling, Postcard
4. Snow, White
5. May and Juniper
6. May, a Magpie, the Softest Feet
7. Kellynch
8. Kastanjegatan
 
media
MP3 Llanvair Llev
 

liner notes Johann Krantz - guitar, vocals
Therese Engström - piano, vocals
 
Written by Johann Krantz. Recordes Sep - Oct 2005 by L. Hammarström at Tonelaboratories, Göteborg, Sweden.
Mixed and produced by L. Hammarström and Musika 77.
 
links Band Site www.music77.nu
My Space www.myspace.com/music77
European Booking www.underthestars.de
 
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